Mitteilungen
1 In Hamburg steigt die Zahl der Langzeitarbeitslosen Waren im August ´22 noch 21.775 Menschen beim Jobcenter Hamburg langzeitarbeitslos gemeldet, so sind es im Aug 2023 23.023. 5,7 % mehr als im Vorjahr!
2 Die Teilnahme an einer Arbeitsgelegenheit ist nachrangig zu allen anderen Arbeitsförderungs-maßnahmen, also das „letzte Mittel“: Eine Zuweisung setzt voraus, dass andere Angebote wie Weiterbildung, Qualifizierung oder Coaching etc. nicht erfolgreich waren oder geeignet erscheinen. Insofern werden die Teilnehmer an Arbeitsgelegenheiten auch mit der neue Qualifizierungsoffensive der Bundesregierung per definitionem nicht erreicht.
3 Die Förderung über das Teilhabechancengesetz: §16i SGBII - geförderter sozialversicherungs-pflichtiger Arbeitsplatz-, ist für die meisten Teilnehmer*innen an Arbeitsgelegenheiten (noch) keine Alternative. Sie müssten mind. 6 Jahre (innerhalb der letzten 7 Jahre) im Leistungsbezug gewesen sein. Über 50% der AGH-Teilnehmer sind „erst“ 3-4 Jahre arbeitslos.
4 In Arbeitsgelegenheiten werden langzeitarbeitslose Menschen entsprechend ihrer individuellen Bedarfe unterstützt: Im Rahmen eines sinnstiftenden arbeitsmarktnahen Arbeitsalltages wird Fachwissen vermittelt und schrittweise eingeübt und trainiert, eine Tagesstruktur, Gesundheit und soziale Kontakte gefördert, denn Erwerbslosigkeit führt vielfach in die Isolation. Dazu gibt es das Angebot sozialpädagogischer Beratung, die bei Klärung und Lösung persönlicher Themen kompetent unterstützt. Entfällt das Angebot einer Arbeitsgelegenheit, werden die Betroffenen und ihre Familien allein gelassen und verlieren die Chance auf arbeitsmarktliche Teilhabe!
5 Teilnehmer*innen an Arbeitsgelegenheiten in den Quartiersprojekten leisten einen wichtigen Beitrag für die soziale Infrastruktur: Mit ihren Dienstleistungen und Produkten verbessern sie die notleidende Infrastruktur in armen Quartieren: Stadtteilcafés, Sozialkaufhäuser, Fahrrad- und Holzwerkstätten, Naturschutz, Schreibbüros, etc. sind nur einige Bespiele. Mit dem Wegfall verliert Hamburg viele tolle Einrichtungen der sozialen Infrastruktur gerade in Armutsregionen, die dann noch weiter abgehängt werden.
6 Arbeitsgelegenheiten sind nicht teurer als andere Maßnahmen, haben aber eine doppelte Wirkung: für die Teilnehmenden UND für die benachteiligten Stadtteile! (Hinweis: Die durchschnittlichen monatlichen Kosten je Förderung (tatsächliche Besetzung) für eine AGH war in 2022: 1.422 €; für eine Maßnahme der Aktivierung und beruflichen Eingliederung bei einem Träger: 3.688 €.)
7 Die Digitalisierung der Kundenkommunikation führt dazu, dass das Hamburger Jobcenter in den letzten Jahren den Kontakt zu den besonders unterstützungsbedürftigen Arbeitslosen verloren hat. Im Ergebnis kann das Jobcenter dadurch „eingekaufte“ Plätze nicht besetzen und bezahlt so auch die nicht besetzten Plätze! Das ist ein Skandal für sich, aber auch noch zu behaupten, dass es die Bedarfe nicht mehr gäbe, ist unverantwortlich! Die Anzahl der Langzeitarbeitslosen steigt stetig an.
8 Das Jobcenter rechnet aufgrund der nichtbesetzten Plätze mit den falschen Kosten für 2024: Die Ausgaben müssen durch die Platzzahl geteilt werden und nicht durch die Anzahl der Personen, die AGH-Plätze besetzen! Ein AGH-Platz kostete in 2022 real 1.147 € und nicht 1.422 €, denn das Jobcenter plant mit Plätzen und nicht mit Köpfen.
Die Stadt braucht jetzt Lösungen, um die soziale Spaltung nicht weiter zu vertiefen!