Interview zum 2. Advent

Seit über 8 Jahren bin ich hier im Tierhaus der Alraune als Tierpflegehelfer tätig. Vor 16i war ich hier als FAVler, Werker und für kurze Zeit sogar nur mit einer Ehrenamtspauschale tätig. Natürlich will ich auf den ersten Arbeitsmarkt, aber das ist sehr schwierig. Für alle im Tierhaus. Wir sind alle zwischen 50 und 60 Jahre alt und jeder hat so sein Handicap. Ich zum Beispiel habe mehrere Allergien und kann nicht mehr in meinem Beruf als Maler arbeiten. Auch als Gärtner geht leider nicht. Ich kann noch nicht einmal in der Verpackung oder beim Versand anfangen. Denn in Kartons ist Stärke und gegen die bin auch allergisch. Ich habe ja viel versucht, aber auf einen Job am ersten Arbeitsmarkt habe ich keine Chance.

Aber ich bin zufrieden hier, komme jeden Tag mit einem Lächeln zu Arbeit. Das war früher anders. In meiner Generation lernte man ja noch das, was gerade angeboten wurde. Heute sagt man den Jugendlichen ´Lern, was Dir Spaß macht´. Das ist richtig so. Wenn ich noch mal zwanzig wäre, würde ich Tierpfleger lernen und meinen eigenen Gnadenhof eröffnen. Ich würde ja gerne bis zur Rente hier arbeiten, so wie jetzt 39 Wochenstunden. Körperlich bin ich fit. Und eingezahlt habe ich lange genug. Meine Rente ist ganz okay. 

Vor einem Jahr sah das hier noch ganz anders aus. Das Projekt stand vor dem Aus. Jetzt hat sich vieles verändert.

Meine Kollegen und ich arbeiten viel besser zusammen, das Klima ist gut, es ist mehr Struktur drin. Denn die Angst ist jetzt erst einmal weg. Für drei, vier Jahre sind wir sicher. Das macht die Leute zufriedener und ruhiger. Wir verdienen unser eigenes Geld, der Papierkrieg mit dem Jobcenter ist nicht mehr da. Am Ende bleibt nicht viel mehr Geld als bei Hartz IV, aber ich stehe gerne selbst für meine Sachen ein.

Wenn ich einen Wunsch an die Politik hätte, dann den: Der Staat sollte für alle, die nicht mehr aus Hartz IV kommen, Arbeitsstellen wie diese hier finanzieren, am besten bis zu Rente. Hier wird etwas für die Gesellschaft geleistet. Die Leute haben etwas zu tun und zahlen auch noch Steuern. Ist doch besser als zu Hause zu sitzen. Und finanziell ist es doch fast das Gleiche. Natürlich ist das nichts für junge Hüpfer, die sollen was auch sich machen. Aber die haben wir hier ja nicht.

Mit dem neuen Gesetz bin ich zufrieden. Ich habe es damals im Fernsehen verfolgt, wie es beschlossen wurde. Da sagte einer: ´Jetzt haben wir das Gesetz, aber noch kein Konzept.´ Deshalb gab es auch am Anfang so ein Durcheinander. Für uns 16iler gab es viel zu wenig Berater im Jobcenter. Eigentlich macht man ja erst das Konzept und dann das Gesetz.