Interview zum 1. Advent

 

 

Ich heiße Klaus-Peter, bin 58 Jahre alt und arbeite im 16i Programm im Kindermuseum am Osdorfer Born. Nach meiner Krebserkrankung habe ich keinen Job mehr als Staplerfahrer gefunden, meinem Traumberuf. Obwohl ich alles versucht habe.

Als ich gefragt wurde, ob ich über Nutzmüll e.V. hier im Kindermuseum arbeiten möchte, habe ich gerne ja gesagt. Wir bauen Ausstellungen und erledigen alle anfallenden Arbeiten. Viele Kinder kommen ins Kindermuseum, um zu spielen und zu lernen. Auch mit dem Geld komme ich gut hin. So wie es jetzt läuft, kann es gerne weitergehen. Der Job macht mir Spaß und ich kann anderen eine Freude machen.
Das sollte es für viel mehr Leute geben.

Klaus-Peter, 58

Am liebsten wäre ich wieder Staplerfahrer, aber hier gefällt es mir auch gut!

Mein Name ist Klaus-Peter, ich bin 58 Jahre alt. Vor vielen Jahren habe ich mal Schlachter gelernt. Aber ich habe so viele verschiedene Jobs gemacht, dass ich die nicht alle aufzählen kann. Ich war zehn Jahre bei den Schaustellern und habe im Hafen gearbeitet. Am liebsten würde ich wieder als Staplerfahrer arbeiten. Aber das klappt wohl nicht mehr. Dabei habe ich viel versucht, über 300 Bewerbungen geschrieben. Aber hier gibt es nichts für mich. Hier im Kindermuseum fühle ich mich sehr wohl, meine Arbeit macht Spaß und ich kann anderen eine Freude machen.

Ich habe immer gearbeitet, aber dann hat mich meine Krebserkrankung aus der Bahn geworfen. Von 2010 bis 2014 war ich in Behandlung. Mit viel Arbeit und Geduld habe ich den Krebs besiegt, obwohl ich immer noch Risikopatient bin.

Anschließend war ich bei Nutzmüll e.V., da haben wir Spenden sortiert, Kerzen gezogen und Möbel aufbereitet. Wie die Maßnahme hieß, weiß ich nicht mehr, aber sie war viel zu schnell vorbei. Da bin ich dann zum Jobcenter gegangen und habe gefragt, ob die einen Job als Staplerfahrer für mich haben. Die hatten mir ja extra den Führerschein bezahlt. Drei Tage später hatte ich das erste Angebot - in Leipzig. Das sind über 300 Kilometer hin und zurück. Jeden Tag. Und ich habe kein Auto mehr, die Reparaturen wurden zu teuer. Umziehen geht nicht, denn meine Frau hat hier einen guten Job. Ich habe einige Angebote in Dresden, Leipzig und Sachsen-Anhalt bekommen. Die habe ich alle noch zu Hause. Einmal habe ich ein Angebot in Berlin-Marzahn abgelehnt. Da hat man mir für ein halbes Jahr die Leistungen um 25% gekürzt. Ich habe dagegen geklagt, aber verloren. Also musste ich auch noch die Anwaltskosten zahlen.

 

Ich wurde von Nutzmüll e.V. angesprochen, ob ich ins 16i-Programm möchte.  Entweder wieder in der Möbelwerkstatt oder im Kindermuseum. Da habe ich mich für diesen Arbeitsplatz entschieden. Acht Stunden am Tag. Das ist prima, je mehr desto besser. Mit vier Kollegen bauen wir neue Ausstellungen, räumen auf und erledigen alle anfallenden Arbeiten. Wir sind hier so eine Art Hausmeister. Die Arbeit hier am Osdorfer Born ist gut und wichtig. Viele Kinder kommen ins Kindermuseum, um zu spielen und zu lernen.   

So wie es jetzt läuft, kann es weitergehen. Mit dem Geld kommen wir gut hin. Die Kosten teilen wir zu Hause durch drei. Das klappt wunderbar. Natürlich kann man keine großen Sprünge machen, aber ich spare wieder auf ein Auto. Und meiner Frau kann ich jetzt viel zurückgeben. Die war während meiner Krankheit Alleinverdiener. Jetzt können wir auch mal in den Urlaub fahren. Letztes Jahr waren wir im Schwarzwald.  

Ich will hier nicht weg, es sei denn es kommt einer und sagt „Du kannst als Staplerfahrer arbeiten“. Das bleibt wohl bis zu meinem Lebensende ein Traum. Das 16i Programm ist daher für mich genau das Richtige. Das sollte es für viel mehr Leute geben.

Denn die einen sind im Dunkeln
Und die andern sind im Licht
Und man siehet die im Lichte
Die im Dunkeln sieht man nicht.

Bertolt Brecht,
Dreigroschenoper